Sviel passiert neulich.
Nachdem wir aus Chile zurückkamen, trainierten wir ein paar Wochen in Österreich. Zuerst noch etwas Kondi in Innsbruck, dann Skifahren, meistens in Sölden. Alles mit der Weltcup Gruppe, da sich meine eigentliche Trainingsgruppe kurzfristig dazu entschlossen hat, den Monat nach uns in Chile zu trainieren.
Währenddessen kam ich in die Athletes Alliance von Protect Our Winters Austria und wurde Mitgründer der Gemeinwohlenergie Innsbruck, einer regionalen Erneuerbaren Energiegemeinschaft. Bei einem kurzen Wien-Besuch gönnte ich mir die aktuelle Basquiat-Ausstellung (dicke Empfehlung) und ein Country Konzert.
Anfang November durfte ich dann mit den WC Männern in die USA mit, zuerst zwei Wochen Trainingscamp in Copper, dann zu den ersten Rennen. Da wir unser Gepäck schon eine Woche vor unserem Flug abschicken mussten, nutzte ich die Chance und ließ meinen Flug umbuchen. So kam ich sechs Tage vor der Mannschaft in Denver an, wo ich mir gleich einen Campingvan mietete und eine Runde durch die Umgebung zog.
Ich habe gelernt, dass amerikanische Städte ziemlich fad sein können, weil sie hauptsächlich ein großer, weitläufiger Teppich an gleich großen, rechteckigen Grundstücken mit optisch identen und katastrophal gedämmten Einfamilienhäusern und drei Tonnen Blech auf Rädern in der Einfahrt sind. Zumindest Denver hat mich deshalb schon nach einem Tag genervt. Deshalb bin ich gleich weiter nach Boulder, wo es mir schon besser gefiel. Die Studentenstadt an den Bergen hat Innsbruck Vibes in mir ausgelöst. Eine schöne Wanderung und ein Football Match passten genau ins Programm. Den restlichen Trip streifte ich gemütlich mit dem Van durch die Rockys. Es hat mir gut gepasst, nochmal eine feine Portion Ruhe zu bekommen, denn ich wusste, die kommenden Wochen würden intensiv werden.
Und so kam es schon in Copper. Das Tal liegt auf knapp 3.000 Meter über dem Meer, der Start der Trainingspiste nochmal 700 Meter drüber. Auf dieser Höhe kommt man schon deutlich schneller ins Schnaufen. Temperaturen umdie -20° C machten es nicht wirklich einfacher. Darüber zu jammern wäre aber sehr widersprüchlich, die daraus resultierenden Bedingungen waren nämlich der Grund, warum wir überhaupt da waren.
Nach zwei erfolgreichen Wochen war es an der Zeit, nach Lake Louise zu reisen. Die interne Quali für den Super-G habe ich knapp gegen Hemi verloren. Die Startplätze in der Abfahrt fuhren wir uns beim zweiten Trainingslauf aus. Mit Rang 11 qualifizierte ich mich klar. An diesem Tag bin ich mit nagelneuen Eilagesohlen gefahren, die ich am Vortag in einem Sportshop in Banff anfertigen ließ, shoutout an Monod Sports. Meine Standardsohlen waren nämlich in meiner Tasche, die beim Flug nach Calgary verloren ging, blame on you United Airlines. Bei der Abfahrt hatte ich dann einen Fehler beim Coaches Corner und belegte Rang 46. Hemi fuhr im Super-G auf Platz 7, worauf ich froh war, dass er und nicht ich fuhr. Gerüchten zufolge sollten das die letzten Weltcup Rennen in Lake Louise gewesen sein. Die Landschaft dort ist unbeschreiblich schön. Das Hotel, das man eher Schloss nennen sollte, das direkt an einem wunderschönen Bergsee steht und in dem alle Teams wohnten, empfand ich von Anfang an als magischen Ort. Diesen Ort aus dem Rennkalender zu nehmen, wäre sehr schade, gleichzeitig bin ich dankbar, ihn erlebt zu haben.
Die nächste Station war dann Beaver Creek, wohin alle Athleten mit einem Charter, von der FIS organisiert, flogen. Die Birds of Prey ist eine extrem schöne Abfahrt, die ich von Fahrt zu Fahrt immer mehr genießen konnte. Beim Abfahrtsrennen performte ich solide, leider war mit meiner Startnummer im oberen Streckenbereich nicht mehr viel möglich. Ich landete auf Platz 35. Auch im Super-G kam ich gut ins Fahren und machte mit Rang 18 meine ersten Weltcup Punkte. Angemessen gefeiert wurde das erst daheim, da wir noch am selben Tag heimflogen.
Es fühlt sich zwar nicht so groß an, wenn ich mich aber erinnere, wie weit entfernt Weltcuppunkte noch vor einigen Monaten, geschweige denn vor ein paar Jahren schienen, merke ich schon, dass ich in der Zwischenzeit irgendwas richtig gemacht haben muss.